Fröhlicher Hund

Hundephysiotherapie,  Osteopathie & Akupunktur



Frodo und das VesTibulArsyndrom

Eines Morgens wacht man auf und alles ist anders.
Frodo steht wankend an seinem Schlafplatz, dieser mit Durchfall und Erbrochenem verziert.
Seine Augen flackern wild von links nach rechts, das Eine scheint sich fast im Kreis zu drehen.
Er wankt, kann sich kaum auf den Beinen halten, ist Orientierungslos und hat deutliche Koordinationsstörungen.
Gerade aus gehen geht nicht.

Mir schießt durch den Kopf: Vestibularsyndrom
Ich versuche ruhig zu bleiben. Diese Symptome habe ich schon bei Patientenhunden gesehen. 
Doch beim eigenen Hund ist eben alles anders.
Typische Anzeichen sind eine Kopfschiefhaltung, ein schwankender Gang, schnelle Augenbewegungen, in schweren Fällen auch ein zur Seite fallen bis hin zu Lähmungen. Übelkeit mit Erbrechen, Durchfall und Futterverweigerung.
Das Gefühl in etwa wie wenn man aus einem Karussell steigt und dann versucht geradeaus zu gehen. Nur leider (erstmal) als Dauerzustand.
Ruhig bleiben. Sind ja auch noch 3 andere Hunde im Raum, aufgeregt, weil der Tag los geht, irritiert, weil Frodo so seltsam ist. 
Frodo wird die Treppe herunter getragen. Selbst laufen zu gefährlich. Er bekommt die Beine nicht sortiert.
Unten lege ich ihm sein Geschirr an und eine Leine, die ich mir um die Schulter lege. So kann ich ihn stützen und aufrecht halten, ohne mich über ihn zu beugen, was als bedrohlich und übergriffig empfunden werden kann.

Frodo liegt nun auf seinem Platz. Hechelnd, gestresst, irritiert.
Ich rufe bei unserer Tierärztin an. Kann ich sie sprechen? Kann ich sofort vorbei kommen? Soll ich in eine Klinik fahren? Was tun?
Ich werde beruhigt. (Danke liebes Team!) und kann kurz danach vorbei kommen.

Beim Tierarzt wurde mein Verdacht bestätigt. Vestibularsyndrom. Frodo bekam Medikamente gegen Übelkeit, zur Durchblutungsförderung und Vitamin B gespritzt. Empfehlenswert ist an dieser Stelle auch eine Infusion. Da Frodo aber einen so enormen Stress zeigte (der nicht nur von der Erkrankung her rührte, er ist und bleibt ein Angsthund), verzichtete die Tierärztin darauf, da der Nutzen in keinem Verhältnis zu seinem Befinden stand.


Frodo am ersten Tag:

Frodo hat deutliche Koordinations- und Orientierungsstörungen.
Die Augen flimmern, er kann kaum einen Schritt gerade aus gehen.
Vorder- und Hinterläufe sind weit auseinander gestellt.
Er läuft im Passgang.




Das Vestibularsyndrom
Quelle: Anicura.de

Das Gleichgewichtsorgan (auch Vestibularsystem genannt), besteht aus einem Anteil im Innenohr und einem Anteil im
Gehirn. Die Hauptaufgaben des Gleichgewichtsorganes sind die Aufrechterhaltung des Körpergleichgewichts und die Koordination von Kopf- und Augenbewegungen. Bei Störungen im Bereich des Gleichgewichtsapparates spricht man vom sogenannten Vestibularsyndrom.

Grundsätzlich kann jedes Tier an einer vestibulären Störung erkranken. Am häufigsten betroffen sind jedoch ältere
Hunde und Katzen.

Wenn das Innenohr betroffen ist, sind bis auf wenige Ausnahmen keine weiteren neurologischen Ausfälle festzustellen: die Tiere reagieren normal, zeigen keine Lähmungserscheinungen und können ihre Pfoten kontrolliert vorwärts bewegen. Auch die Form des „Augenzitterns“ kann einen Hinweis auf die Lokalisation der Störung sein.
Ursachen können eine Otitis interna (Innenohrentzündung), eine Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse), Substanzen, die schädlich fürs Innenohr sind (zB spezielle Medikamente), Traumata oder Tumore im Innenohr sein. Wird keine Ursache gefunden, spricht man von einem idiopathischen Vestibularsyndrom. Da es bei Hunden fast ausschließlich im hohen Alter (>10 Jahre) auftritt, wird diese Form auch als geriatrisches Vestibularsyndrom bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine plötzlich auftretende Störung des Gleichgewichtsapparates, die Symptome wie Schwindel, Augenzittern und Kopfschiefhaltung, sind meist stark ausgeprägt, jedoch bessert sich der Großteil der Patienten innerhalb von 72h nach begonnener Therapie deutlich.
So ist es bei Frodo.

Wenn das Gehirn betroffen ist, zeigen die Tiere meistens Störungen in ihren Reaktionen und Wahrnehmungen und können die Pfoten nicht oder nur schwer koordinieren, sogar epileptische Anfälle können vorkommen. Die Ursachen können sehr verschieden sein. Angefangen von Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselerkrankungen, Meningoenzephalitiden (Entzündungen des Hirns und der Hirnhäute) und angeborenen Fehlbildungen.
Je nach Vorbericht und Untersuchung des Tieres kann es notwendig sein, weitere Schritte wie Blut oder Gehirnflüssigkeit im Labor ansehen zu lassen oder CT/ MRT Untersuchungen in die Wege zu leiten.

Bei Frodo habe ich neben der Medikation sofort mit der Physiotherapeutischen Behandlung begonnen. Dazu gehört das sogenannte Epley-Manöver. Die Steinchen auf den Flimmerhäärchen im Ohr werden dadurch wieder richtig positioniert, damit es wieder zu einer richtigen Weiterleitung der Position im Raum kommt.
Zusätzlich haben wir Orientierungs- und Koordinierungsübungen gemacht.
Fand er Semi-Lustig. Er wollte lieber einfach liegen, schlafen, vielleicht hat er sich auch weit weg gewünscht. Frodo war noch nie ein Hund, der überall sofort begeistert dabei ist, aber so teilnahmslos und desinteressiert habe ich ihn noch nie erlebt.
Doch ich merkte sofort nach den Übungen, dass es ihm gut tat und besser ging. Der Kopf wurde mal aufrecht gehalten, er hechelte weniger, wahr deutlich weniger gestresst.


Frodo am zweiten Tag:

Frodo läuft schon deutlich flüssiger, wenn auch noch mit leichten Schwankungen.
Die Voderläufe stehen wieder enger beieinander, die Hinterläufe sind weiterhin auseinander gestellt.
Auch der Passgang ist noch geblieben.





Die nächsten beiden Tage waren weiter geprägt von viel Ruhe und therapeutischen Übungen. Auch der Laser kam rege zum Einsatz und man konnte schnell Verbesserungen sehen. 
Er ist durch das Vestibularsyndrom leider wieder sehr Verunsichert. Da ist jetzt neben dem Körperlichen auch psychischer Aufbau angesagt.


Frodo am vierten Tag:



Frodo kann sich wieder schütteln! 
Und pinkeln mit Beinchen heben :)
Er läuft entspannter, sogar eine Gassirunde ist möglich.
Das Augenflimmern ist weg.
Der Passgang ist immer noch vorhanden, das braucht noch ein Weilchen, bis er wieder "normal" läuft.
Aber ein Traben funktioniert schon sicher und entspannt.


Fazit:
Das Vestibularsyndrom ist kein Spaß und Ernst zu nehmen!
In den meisten Fällen (vor allem, wenn die Ursache im Innenohr liegt) aber zu handeln und ohne größere Folgeschäden zu meistern.
Physiotherapie gehört unbedingt, neben der Tierärztlichen Behandlung, dazu!